Der See im Ostauepark darf nicht sterben!

Liebe Oststädtler:innen,

ich muss mir was von der Seele bzw. Leber weg schreiben:

Im letzten Planungsausschuss wurde die 2. Änderung des Bebauungsplans Gottesauer-/ Ostauepark behandelt. Die 1. Änderung erlangte erst im Juli 2020 Rechtskraft und enthielt noch einen See von 250 m Länge und maximal 50 m Breite. Er lag gut gewählt im Park, am Rande eines langen Gehölzsaums hin zu tiefer liegendem Gelände. Um ihn so wie eingezeichnet zu realisieren, sollten laut 1. Änderung eine alte Wagenhallen abgerissen werden.

In der Vorlage des Planungsausschusses für die 2. Änderung wurde der große Bedarf für Räumlichkeiten für die Jugendarbeit unseres Stadtjugendausschusses angeführt, wofür die dortigen maroden Wagenhallen jetzt doch erhalten bleiben sollen. Dass diese teilweise mitten im See liegen, wurde nicht erwähnt! Der geplante, rechtlich fixierte See war einfach nicht mehr vorhanden.

Ich frage mich, wie Stadträt:innen differenzierte Entscheidungen treffen können, wenn ihnen nicht alle relevanten Sachverhalte offengelegt werden.

Von mir darauf angesprochen, waren die meisten Stadträt:innen davon überzeugt, den Jugendlichen etwas sehr gutes zu tun, wenn man diese in die maroden Wagenhallen steckt, denn man hat ja seit Jahren versäumt, angemessene alternative Räumlichkeiten zu finden oder zu schaffen.

Sind marode Wagenhallen für Jugendliche angemessene Räumlichkeiten, wenn man für mich Bildungsbürger, der gerne ins Theater geht, für hunderte von Millionen Euro ein Staatstheater saniert und erweitert? Ich meine Nein!

Wenige Tage vor der obigen Planungsausschusssitzung war in der BNN zu lesen, dass der Stadtjugendausschuss gar nicht so glücklich mit dem am nördlichen Ende der Wagenhallen unterzubringenden KSC-Fan-Jugendprojekt (Jugendliche im Alter bis 25 Jahre) war, das er selbst betreut. Er hätte es gerne weiter östlich im Park, weit ab von der jüngeren Jugendarbeit, untergebracht. Jeder und jede, mit dem ich darüber sprach, fragte erstaunt, weshalb dieses Fanprojekt nicht am Ort seiner Begierden, im Gelände des KSC-Stadions, untergebracht wird. Man habe doch zig Millionen öffentlicher Gelder für dessen Neubau ausgegeben, da müsse doch der KSC sich um die Unterbringung seiner Fans kümmern.

Jetzt ist ihre Unterbringung im Teil der Wagenhallen mitten im ursprünglich geplanten See vorgesehen und eine Schneise durch die Wagenhallen sollen die unterschiedlichen Jugendgruppen trennen. Würde das Fanprojekt zum KSC verlagert, könnte der See fast unverändert realisiert werden.

Jetzt, wo einem der See nicht mehr in den Kram passt, soll er plötzlich zu teuer, wegen Untergrundverunreinigungen zu problematisch und schwer zu befüllen sein. Die Untergrundverunreinigungen kennt man schon seit Jahren. Z.B. dürfen die Fächergärtner am benachbarten Marstall deshalb nur in Hochbeeten ackern. Dass dort kein Bach durchs Gelände fließt, ist auch bekannt und bezüglich der Kosten, siehe oben.

Aber wir Oststädtler:innen sind ja findige Leute und haben einen Vorschlag, der die geplante Jugendarbeit und den See möglich macht:

1. Da nun die Jugend in den Brunnen gefallen ist, bringen wir diese doch vorübergehend in den Wagenhallen unter.

2. Dann regen wir die Kreativität der Architekten mit den vorhandenen bunten Zirkuszelten an und lassen sie in einem Planungswettbewerb bunte, dauerhafte zeltartige Hallenkonstruktionen entwerfen. Unter die dann die in den Wagenhallen und in Zirkuszelten stattfindenden Aktivitäten des Stadtjugendausschusses unterkommen. Die Zirkuszelte sind sogenannte „fliegende Bauten“ und dürfen künftig nicht mehr dauerhaft stehen bleiben. Diese zeltartigen Hallen hätten dann – im Gegensatz zum entworfenen Ufo am Ettlinger Tor – gute Realisierungschancen .

3. Dann baut man diese zeltartigen Hallen und siedelt die Jugendaktivitäten um.

4. Anschließend wird der See hergestellt und mit Abflüssen aus versiegelten Flächen wie Messplatz und Dächern gefüllt. Der See kann dann auch als Rückhalteraum bei Starkregen dienen und die Kanalisation vor Überlastung schützen.

Abschließen möchte ich noch festhalten, dass die dem See benachbarte Blockrandbebauung der alten Oststadt ein höchst bioklimatisch belasteter Stadtteil ist, dessen Belastung mit dem Klimawandel noch wesentlich ansteigen wird. Wir benötigen dringend klimatische Anpassungsmaßnahmen, wie dieser See eine ist.

Nehmen Sie an der geplanten, weil von mir eingeforderten, online Bürgerbeteiligung zum Bebauungsplan teil und äußern Sie Ihre Meinung!

Ihr

Jürgen Scherle

1. Vorsitzender Bürgerverein Oststadt

BV-Oststadt