von Jürgen Scherle, 1. Vorsitzender des Oststadt-Bürgerverein
Die von uns angeregte Veranstaltung Ende November war insofern ein voller Erfolg, dass über 150 BürgerInnen erschienen sind. Dies macht deutlich, dass BürgerInnen dann Interesse an ihrer Wohnumgebung zeigen, wenn man ihnen die Mitgestaltung eröffnet und die Möglichkeit dazu ausreichend bekannt macht.
Dafür, dass die Bürgerinformation/-beteiligung überhaupt stattgefunden hat, gebührt der Stadtverwaltung Dank. Auch wurde die bisherige (vorläufige) Planung anschaulich vorgetragen, aber leider wurde, abgesehen von der Nutzung als Verkehrsknotenpunkt, viel zu wenig auf mögliche Nutzungen der Stadtbevölkerung eingegangen. Die Ergebnisse der von uns durchgeführten Umfrage wurden zwar erwähnt, aber nur in wenigen Punkten in der Planung berücksichtigt. Die anschließende Möglichkeit der BürgerInnen Lob, Kritik und Anregungen anzubringen, war wenig strukturiert und zu kurz, da man bereits nach zwei Stunden den Saal für eine andere Veranstaltung räumen musste. Die Planung konnte von den BürgerInnen deshalb nicht ausreichend durchdacht und diskutiert werden. Auch mir, der sich seit längerem mit der Gestaltung des Platzes beschäftigt, war es erstmal nicht möglich, die Planung bezüglich kritischer Aspekte zu durchschauen.
Positiv ist der deutlich größere Anteil an Grünfläche im Vergleich zu bisherigen Planungsansätzen. Auch sind die auf Sitzhöhe angelegten Grünflächen (Schollen bezeichnet) interessant, aber möglicherweise wenig sinnvoll. Einige Bäume sollen zusätzlich gepflanzt werden, weshalb Ansätze des bei der Umfrage gewünschten Wäldchens zu erkennen sind. Die Fläche des Platzes vergrößert sich mit der Aufgabe der Querstraße vor Meidingerschule und Bernharduskirche beträchtlich. Mit der durchaus sinnvollen Beseitigung des Dammes zwischen Schule und Kirche wird der heutige kleine Platzteil mit Spielplatz zum großen neuen Platzteil hin geöffnet. Unter Berücksichtigung der bei unserer Umfrage und bei der Veranstaltung geäußerten Meinungen komme ich zu folgendem Ergebnis:
Negativ
ist, dass sich die Gestaltung vorwiegend an Wege- bzw.
Verkehrsbeziehungen orientiert. Mit der Öffnung des Dammes zwischen
Kirche und Schule und dem geplanten Weg zwischen den zwei großen
„Schollen“ wird der Fahrradverkehr zwischen Oststadt und Innenstadt
mitten durch den Platz hindurch provoziert. Dieser verhindert beruhigte
Platzbereiche. Die heutige Ruhe des Platzteils zwischen Kirche, Schule
mit Spielplatz und „Oktave“ wird zerstört. Dies muß durch die Ausweisung
als Fußgängerzone verhindert werden!
Die Wasserspiele sollten nicht an die westliche Platzspitze
sondern zwischen die „Schollen“ gelegt und mit Sitzgelegenheiten umrahmt
werden. Damit würde der Fahrraddurchgangsverkehr ausgebremst.
Der Fahrradverkehr sollte konsequent um den Platz herum gelenkt
werden. Die offensichtlich derzeit geplante Mischnutzung der befestigten
Fläche für Fußgänger und Radfahrer führt zu den bekannten Konflikten
und Gefahren.
Als Sitzgelegenheiten sind bisher nur die betonierten, auf Sitzhöhe geplanten Schollenränder vorgesehen. Für längeres Sitzen, insbesondere für ältere Mitbürger, ist dies ungeeignet. Vielmehr sollten Parkbänke oder vergleichbares aufgestellt werden.
Ein Café mit Außenbestuhlung und ein Stadtteilmarkt wurde bei der Umfrage von 73 % der antwortenden BürgerInnen gewünscht. In der Planung sind diese bisher nicht vorgesehen, obwohl dieser Platz durch die vielen Umsteigemöglichkeiten (Bus, Bahn, U-Strab) eine ideale Kundenbasis bieten würde. Postiert man das Café an der westlichen Platzecke, wo jetzt noch die Wasserspiele vorgesehen sind, dann gäbe es auch keine Konkurrenz zur „Oktave“, die auf der beruhigten, entgegengesetzten Seite des Platzes liegt.
Den Stadtteilmarkt hatten wir ursprünglich vor der Meidingerschule angedacht. Die Marktfläche sollte als wassergebundene durchlässige Deckschicht ausgeführt werden. Nach einem Gespräch mit dem Marktamt, das ebenfalls den Platz als äußerst günstig für einen Markt beurteilt, halten wir die Fläche beim U-Strab-Zugang und bei der Bushaltestelle bis zu den drei vorhandenen großen Bäumen (Baumhain) für geeigneter. Dies auch deshalb, da laut Marktamt die Marktfläche befestigt sein sollte. Einen lockeren Baumbestand lässt dies aber durchaus zu.
Da der Markt bei weitem nicht nur von Oststädtlern besucht würde, hätte er großes Potential und wäre ein Gegenstück zum zentralen Markt hinter dem Europaplatz.
Der
auf der Marktfläche bisher vorgesehene Grünflächenteil kann dafür
zwischen Baumhain und Meidingerschule angelegt werden. Alternativ
oder/und ergänzend dazu sollte vorwiegend eine wasserdurchlässige
Deckschicht angelegt werden, in der man Bäume pflanzt , die mit der Zeit
eine flächige Beschattung infolge Kronenschluss bewirken. Nur
Wegebeziehungen sollten mittels schmalen Pflasterbändern befestigt
werden. Diese durch Bäume bestandene und somit beschattete Fläche sollte
sich von vor der Meidingerschule bis in den Platzteil zwischen Kirche
und Schule hinein erstrecken und ein beruhigtes und beschattetes Zentrum
des Platzes mit großer Aufenthaltsqualität werden.
Ich höre oft die spontane Meinung, dass auf diesem belebten Platz kein
beruhigter Bereich möglich sei. Ein mehrmaliger Besuch des Platzes zeigt
aber, dass der Straßenverkehr im Platzzentrum nur wenig zu hören ist,
die Straßenbahnen nur heran- und davonrauschen und lediglich der
Dieselmotor der Busse deutlicher wahrnehmbar ist. Letztere werden bald
elektrisch angetrieben sein!
Daneben
läge der offene „Kirchplatz“, der bis zur Durlacher Allee reicht und
die künstliche Anhöhe, auf der die Kirche steht, einbezieht. Er ist
baumlos, um den Blick auf die Kirche von Westen nicht zu verstellen.
Die nördliche Anhöhe der Kirche wird als Parkplatz genutzt. Als
Parkplatz sollte diese künftig nur für gehbehinderte Kirchenbesucher
während der Messe zugelassen werden.
Die gesamte Fläche vor und zwischen Schule und Kirche sollte mit Infrastruktur (Strom, Wasser, Abwasser) für Kirchen und Straßenfeste versehen werden.
Der Bernhardusplatz wäre somit in drei funktionell unterscheidbare Aufenthaltsbereiche unterteilt: Eine beruhigte Zone, die am weitesten von Straßen und Haltestellen entfernt und durch Bäume beschattet wird (Elipse), der Bereich des Kirchplatzes (gepunkteter Kreis) und die belebte Marktfläche (gestricheltes Rechteck) mit dem Café (siehe den vorgestellten Entwurfsplan des Büros Mettler mit meinen Einträgen in schwarz).
Die beiden geplanten Treppenanlagen
über die gesamte Breite der Schule und der Anhöhe der Kirche sind
unnötig groß und teuer. Man hat sich nicht an den ursprünglichen
historischen Treppenanlagen orientiert. Ein Vorschlag von Seiten der
Kirchengemeinde für eine zentrale Treppe hin zum Kircheneingang mit
rechts und links davon angelegten Sitzstufen wäre angemessener. Ein Teil
der dann verbleibenden Böschungen könnten mit ansprechender Begrünung
versehen werden.
Die erhöhte Fläche vor der Meidingerschule gab es ursprünglich nicht.
Diese wurde erst mit dem Damm in den 70er Jahren hergestellt. Die
Eingangstreppe soll sich noch unter der Anschüttung befinden. Es stellt
sich deshalb die Frage, ob es nicht angemessener ist, den ursprünglichen
Zustand wieder herzustellen.
Der Fußgänger und Fahrradverkehr vom südwestlichen in den nördlichen Teil der Oststadt und umgekehrt sollte nicht zwangsweise über den Bernhardusplatz sondern über einen weiteren Übergang über die Durlacher Allee auf Höhe der Bernhardstraße ermöglicht werden. Dieser würde zudem die schwer erträgliche Zerschneidung der Oststadt durch die U-Strab-Tunnelrampe um ca. 1/3 verkürzen. Bereits 2017 wurde dies von der SPD angeregt. Das Ergebnis einer zugesagten Prüfung durch die technischen Ämter ist bis heute nicht bekannt.
Auf die endgültige Platzgestaltung werden wir noch 2-3 Jahre warten müssen. In einem BNN-Artikel wurde geunkt, dass bis dahin der Platz wohl asphaltiert würde. Dies sollte unbedingt vermieden werden. Stattdessen sollte man die ohnehin geplanten Bäume schon jetzt pflanzen.
Um den Jahreswechsel 2019/2020 will man uns die veränderte Planung unter Berücksichtigung der Bürgeranregungen erneut vorstellen. Da noch viele Punkte nicht geklärt sind, befürchte ich, dass uns dann immer noch keine befriedigende Planung vorgelegt wird. Wir wollen deshalb darauf drängen, dass uns die überarbeitete Planungsgrundlage zur Diskussion vorgestellt wird, bevor man an die endgültige Planung geht. Wir haben die Platzgestaltung intern diskutiert und unsere Vorstellungen der Stadtverwaltung mitgeteilt.
Gerne würde ich Ihre Meinung dazu unter vorstand@bv-oststadt.de erfahren.
Ihr Jürgen Scherle, Vorsitzender des Bürgervereins Oststadt