Stellungnahme des BVO zum Bebauungsplan Gottesaue- /Ostauepark

Der Bebauungsplan des Ostaueparks (heute Otto-Dullenkopf-Park) aus dem Jahre 2006 basiert auf der Planung der Bundesgartenschau, die eine Kette von Grünzügen von der Vorbergzone bis zum Rhein vorsah. Der Ostauepark als Einzelelement ist der große, von West nach Ost ausgerichtete Stadtteilpark der Oststadt.

Heutiger Zustand:

Derzeit ist vorerst nur der nördliche Teil realisiert. An seiner Südseite ist dieser durch einen schützenswerten Gehölzsaum begrenzt, der den nördlichen vom neuen bzw. künftigen südlichen Parkteil trennt. Entlang dieses Gehölzsaums war ein 270 m langer See mit einer maximalen Breite von ca. 50 m geplant. Dieser See hätte für die klimatische Aufwertung des dicht bebauten alten Teils der Oststadt große Bedeutung und würde zudem erheblich zur Verbesserung der Landschaftsstruktur und Biotopvielfalt des Parks beitragen! Der noch zu schaffende südliche Parkteil ist aktuell durch alte Betriebsgebäude, die ursprünglich abgerissen werden sollten, blockiert. Mit den Zirkuszelten des Stadtju­gendausschusses wurde im südwestlichen Teil des Parks bereits Kinder- und Jugend­arbeit heimisch. Mit der 1. Änderung das Bebauungsplans wurde diese Nutzung auch baurechtlich festgeschrieben, wobei das am südwestlichen Parkrand liegende Haupt­gebäude erhalten, die Wagenhalle des RVS-Busdepots aber abgerissen werden sollte. Damit war die ursprüngliche Konzeption des Parks mit dem See und der Durchquerungs­möglichkeit des südlichen Parkteils von West nach Ost noch gegeben, weshalb wir die 1. Änderung akzeptiert und die Kinder- und Jugendarbeit im Park begrüßt haben.

Auswirkung durch die geplante 2. Änderung des Bebauungsplans:

Mit dieser Änderung soll nun die ca. 100 m lange Wagenhalle komplett erhalten bleiben. Unglücklicherweise liegt diese mit ihrer nördlichen Hälfte mitten im ursprünglich geplanten See und reicht bis zum o.g. Gehölzsaum. Für den See wäre deshalb kein Platz mehr. Aufgrund vorhandener belasteter Ablagerungen, dem Problem der Wasserbefüllung und der Kosten soll der See nun ganz aufgegeben werden. Zudem wäre die Durchquerung des südlichen Parkteils durch die Wagenhalle blockiert. Der gutgemeinte Lösungsvorschlag, mit einem 16 m breiten, überdachten Durchgang durch die Hallen, der nachts durch Rolltore verschlossen wird, die Durchquerung zu gewährleisten, wird dem Park nicht gerecht und muss abgelehnt werden.

Eine zusätzliche Auswirkung auf den Stadtteilpark ergibt sich durch die vorgesehene Ansiedlung weiterer Gruppen Jugendlicher und junger Erwachsener. Der Vorstand des Bürgervereins wurde von der Fächer GmbH zusammen mit dem Stadtjugendausschuss über die geplante Ansiedlung informiert. Danach sollen Gruppen Jugendlicher und junger Erwachsener, die derzeit anderweitig in der Stadt ihren Standort haben und ihn dort verlieren werden (z.B. KSC-Fanprojekt und Rollbrett e.V.) , unter dem Dach des Stadtjugendausschusses in der alten Wagenhalle untergebracht werden.
Die verschiedenen Gruppen sind nicht mehr nur Kinder und Jugendliche, wie sie bisher vom Stadtjugendausschuss im Otto-Dullenkopf-Park betreut werden. Vielmehr geht es auch um einen nicht unerheblichen Teil an jungen Erwachsenen. Auch ist das Einzugsgebiet der Gruppenmitglieder nicht nur auf Karlsruhe beschränkt, sondern schließt zumindest die Region mit ein. Wir befürchten, dass diese Konzentration von Aktivitäten und Gruppen, auf die altersbedingt nur wenig Einfluss genommen werden kann, zu einer großen Belastung für den Park werden. Auch werden die jungen Erwachsenen teilweise mit ihren PKWs kommen und die wenigen vorhandenen Parkplätze belasten. Zusätzliche Baulichkeiten, als heute in der Summe schon vorhanden sind, sollen in der Zukunft noch in der Größenordnung von 680 m² südöstlich der Wagenhalle möglich werden. Wo sollen dann Wünsche von Oststädter:innen, wie Calesthenic-Anlagen und Beachvolleyballplätze, im Park noch untergebracht werden, ohne diesen zu überfrachten?

Möglichkeit zur Vermeidung negativer Auswirkungen:

Die Realisierung eines vergleichbar großen Sees ist für uns wegen  der Klimaanpassung, der Parkgestaltung und der Biotopvielfalt unverzichtbar. Die Argumente dagegen sind zu pauschal, als dass sie akzeptiert werden können. Im Bereich der heute noch befindlichen Zirkuszelte, die künftig auf der anderen Seite der Wagenhalle ihren Platz finden sollen, und im Bereich des östlichen Ende des ursprünglich geplanten Sees liegt das Gelände 1-2 m unter dem Niveau des heutigen Parks. Dort dürften auch wenig oder keine problematischen Ablagerungen vorhanden sein. Allzu große Aushubmengen zur Anlage eines Sees dürften dort nicht anfallen. Bezüglich der Befüllung des Sees ist folgendes festzustellen: Der Jahresniederschlag liegt in der Größenordnung der Oberflächenverdunstung. Eine wesentliche Wasserversickerung aus dem See muss bei anstehendem durchlässigem Untergrund durch eine Sohlabdichtung mit bindigem Material verhindert werden. Dann ist die Füllung des Sees vorwiegend eine einmalige Angelegenheit, die mit Grundwasser und oder aus Abflüssen von Dachflächen und versiegelter benachbarter Flächen (z.B. des Messplatz) möglich ist. Damit ist auch eine Wasserzuführung in trockenen Sommermonaten denkbar, wenn entsprechende Wasserstandsschwankungen nicht hingenommen werden sollen. Bleiben also noch die Kostenargumente. Die können immer ins Feld geführt werden und sind ein Abwägungsprozess mit anderen Geldausgaben. Da die weitere Parkgestaltung erst in einigen Jahren vorgesehen ist, muss das nicht heute entschieden werden.

Die mit dem geplanten Erhalt der Wagenhalle fehlende Durchquerungsmöglichkeit des künftigen südlichen Parkteils sollte durch eine Grünzone zwischen Gebäuden und Gehölzsaum gewährleistet werden. Hierzu muss der nordöstliche Teil der Wagenhalle abgerissen werden. Mit der späteren Umsiedlung der Zeltgebäude auf die südöstliche Seite der Wagenhalle als feststehende Gebäude kann auch ein Ersatz für die abgebrochenen Wagenhallenteile realisiert werden. Es wäre wünschenswert, dass sich die Gestaltung dieser neuen Gebäude an den Charakter der Zirkuszelte anlehnt.

In der entstehenden Grünzone bzw. Grünverbindung kann eine schmale,seeartige Verbindung  zwischen den möglichen beiden Seeteilen geschaffen werden. Aus dem ursprünglich geplantem See mit der größten Breite in der Seemitte auf Höhe der Wagenhalle würde dann ein See in Form einer Hantel mit einem größeren Seeteil im Westen und einem kleineren im Osten entstehen.

Unsere Forderungen zusammengefasst:

  1. Die negativen Auswirkungen der 2. Änderung des Bebauungsplans auf die Parkgestaltung müssen durch eine Gesamtschau der gesamten Parkkonzeption beurteilt werden, bevor über den endgültigen Erhalt von Teilen der Wagenhalle entschieden wird. Auch muss die mögliche Übernutzung des Parks als Stadtteilpark beurteilt werden. Derzeit ist dies nicht vorgesehen. Vielmehr sollen die verbleibenden Parkflächen erst später mit einer Grünplanung überplant werden. Die endgültige Gesamtkonzeption des Parks ist bei einer Bürgerbeteiligung mit den Bürger:innen der Oststadt zu diskutieren.
  2. Die Planung eines Sees ist unter Berücksichtigung der obigen Ausführungen durchzuführen und kann als Basis für die weitere, gesamte Parkplanung dienen.
  3. Eine West-Ost-Durchquerung des künftigen südlichen Parkteils, in der Art einer Grünzone zwischen verbleibenden Gebäuden und dem Gehölzsaum, muss gewährleistet werden. Hierzu ist der nordöstliche Teil der Wagenhalle nach vorübergehender Nutzung und nach Ersatz in Verbindung mit dem Bau des neuen Zirkusgebäudes zu ca. 50% zurückzubauen.
  4. Ein angenehmer Stadtteilparks ohne Übernutzung/Überlastung mit Aktivitäten ist zu gewährleisten.

BV-Oststadt